Die Tochterfirma, die aus Klöckner.i heraus gegründet wurde, soll in Zukunft organisatorisch noch stärker von der Muttergesellschaft getrennt werden.
Düsseldorf Trotz einer mehr als hundertjährigen Unternehmensgeschichte gilt Klöckner & Co. über die Stahlbranche hinaus vielen Experten als Musterbeispiel für die Digitalisierung. Der Grund: Schon vor mehreren Jahren begann Vorstandschef Gisbert Rühl nach einem längeren Aufenthalt im Silicon Valley damit, das Unternehmen stärker auf den Absatz über digitale Kanäle auszurichten – angefangen bei der 2014 gegründeten Digitaleinheit Klöckner.i, die eine E-Commerce-Plattform entwickelt hat, auf der verschiedene Anbieter aus der Branche ihre Produkte auch online anbieten können.
Mittlerweile erzielt der Konzern rund 35 Prozent seiner Umsätze über digitale Bestellungen. Bis 2022, so sieht es Rühls Strategie vor, soll der Anteil auf 60 Prozent wachsen. Eine wichtige Rolle spielt dabei auch das von Klöckner initiierte Start-up Xom, das sich als hersteller- und händlerübergreifende Plattform für den Werkstoffhandel positioniert.
Die Tochterfirma, die aus Klöckner.i heraus gegründet wurde, soll in Zukunft organisatorisch noch stärker von der Muttergesellschaft getrennt werden – einerseits um bei der Konkurrenz ein größeres Vertrauen in die Unabhängigkeit von Xom herzustellen, andererseits um das Start-up für Investoren attraktiver zu machen. Schon länger sucht der Konzern nach Interessenten aus der Venture-Capital-Szene, hatte damit bislang aber noch keinen durchschlagenden Erfolg.
Anders sieht es allerdings bei den teilnehmenden Verkäufern auf der Plattform aus: Zu den Stahlherstellern, die ihre Produkte über Xom anbieten, zählen ausländischen Branchengrößen wie Severstal aus Russland, Sverdrup aus Norwegen und der schweizerische Verbundwerkstoffhersteller Alinox.
Die Marktführer aus Deutschland halten sich indes noch zurück: Weder Thyssen-Krupp noch etwa Arcelor-Mittal, die selbst über angeschlossene Handelssparten verfügen, beteiligen sich an Xom. Auch Klöckner selbst bietet nicht sein komplettes Produktspektrum über die Plattform an, sondern vertreibt vor allem seine höherwertigen Produkte und Dienstleistungen wie den Laserschnitt über den eigenen Marktplatz Klöckner.i.
Dabei gewinnen B2B-Plattformen wie Xom nicht nur in der Stahlindustrie zunehmend an Bedeutung: So sehen laut einer Anfang des Jahres veröffentlichen Umfrage des IT-Branchenverbandes Bitkom unter 500 Unternehmen aus unterschiedlichen Branchen rund 45 Prozent digitale Plattformen eher als Chance denn als Risiko für ihr Geschäftsmodell. Mehr als jedes dritte Unternehmen will demnach 2020 verstärkt in digitale Plattformen investieren. Führend ist dabei der Handel, wo sogar zwei Drittel der Unternehmen ihre Investitionen anheben wollen.
Neben größeren Konzernen wie Klöckner und dem Chemiehersteller Lanxess, der mit der Chemikalien-Handelsplattform Chemondis einen ähnlichen Ansatz wie der Duisburger Stahlhändler verfolgt, treten dabei auch immer häufiger Start-ups als bislang eher ungewohnte Konkurrenten der Traditionsunternehmen auf den Plan. Deren Erfolgsbilanz ist allerdings, anders als bei Plattformen für Privatkonsumenten, eher durchwachsen. So musste beispielsweise das Düsseldorfer Start-up Mapudo, das 2014 mit einem ähnlichen Ansatz wie Xom gestartet war, im vergangenen Jahr seinen Betrieb einstellen.
Mehr: Guido Kerkhoff: „Das Kapitel Thyssen-Krupp ist für mich abgeschlossen“
July 12, 2020 at 08:02PM
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Digitalisierung: Klöckner & Co.: Vom Händler zum Marktplatz - Handelsblatt
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