
Konkurrenz belebe das Geschäft. "Aber in einem ganz kleinen Kaff wie wir es sind, kann es Strukturen zerstören", betont sie. Rossmann biete Schreibwaren an, hinzu kommen Schulstart-Angebote bei Aldi. "Da habe ich dann preislich keine Chance."
In die gleiche Kerbe schlägt Mack von der "Blumengalerie", die befürchtet, dass sie Kunden verliere, wenn sich Angebote überschneiden: "Es ist eben die Frage, inwieweit sich ein Geschäft trägt, wenn man nur noch das verkauft, was man über das Angebot anderer hinaus anbieten kann." Sie sei sich daher sicher, sie werde "da nicht unbeschadet rauskommen".
Siebörger vom "Eine Welt Laden Ujamaa" und Boos, der "Ulla’s Eck" gehört, sehen zwar keine direkte Konkurrenz zu ihren Läden, sprechen sich allerdings aus Loyalität und aufgrund des Nachhaltigkeits-Gedankens gegen die Ansiedlung aus.
"Das ist ein typisches Beispiel, dass man immer noch mehr haben muss", betont etwa Siebörger. Der Bürgermeister spreche von der Verpflichtung, die Einwohner zu versorgen. Doch diese arbeiteten mitunter in anderen Kommunen und könnten deshalb dort ihre Einkäufe erledigen. Auch das Argument, dass man mehr Laufkundschaft anziehe, weist er zurück. "Das stimmt nicht mit der Realität überein."
Richter sorgt sich auch um die Senioren. Seit der Treff in der Ortsmitte geschlossen sei, so ihre Erfahrung aus Kundengesprächen, kauften viele Senioren ihr Nötigstes teuer im Reformhaus ein.
Dass genau diese Menschen von günstigen Discounter-Produkten profitieren könnten, möchte sie nicht gelten lassen. Zum einen kaufe man im bestehenden Supermarkt genau so günstig ein, wenn man nur die richtigen Produkte aussuche, zum anderen sei bereits der Weg dorthin für viele Menschen anstrengend.
Sie plädiert daher wie alle anderen Anwesenden für die Lösung, einen CAP-Markt im ehemaligen "Treff" unterzubringen. Das sei natürlich nur wirtschaftlich, wenn das Projekt am Ortseingang scheitert.
Boos beschäftigt zudem die Luft- und Lärmbelästigung. Königsfeld sei als ruhiger Ort mit guter Luftqualität bekannt. Beide Umstände würden durch die Ansiedlung verschlechtert. "Da brauche ich persönlich keine Zahlen – das sagt mir mein Verstand."
Mack schlug mitunter versöhnliche Töne an. Man könne es nicht allen recht machen, das sei ihr klar. Doch sie wünsche sich, dass man in Königsfeld einen anderen Weg gehe, als "auf billig, nur billig" zu setzen. "Da ist auch die Gemeinde in der Pflicht."
Letztere kritisiert Richter mit deutlichen Worten. Es scheine, so die Buchhändlerin, als wolle das Rathaus "alles mitnehmen": Auf der einen Seite verkaufe man sich als Kurort und verweise auf Albert Schweitzer, auf der anderen Seite wolle man einen Discounter bauen.
"Wir leben doch alle vom jeweils anderen", sagt Mack und schlägt den Bogen wieder zurück zu den Händlern der Friedrichstraße. Manch einer traue sich nicht, öffentlich seine Meinung zum Projekt zu äußern. "Sonst würden hier mindestens doppelt so viele sitzen", betont Richter.
Ob also die Mehrheit gegen Aldi und Rossman sei? Ganz so weit wolle man nicht gehen, heißt es einhellig. Man wolle vielmehr mit dem Pressegespräch ein Statement setzen: Gegen das, was Vollprecht geäußert hat. Das Timing ist dabei nicht zufällig gewählt. Am heutigen Dienstag trifft sich der Verein zu seiner Hauptversammlung.
Vollprecht selbst äußert sich zu den Vorwürfen nur in aller Kürze. Das Thema stehe auf der Agenda der Sitzung.
Am Dienstagabend geht es also in die nächste Runde. Der kalte Kaffee – wenn er den je kalt war – wird nochmals aufgewärmt. Und das sicher nicht zum letzten Mal.
July 28, 2020 at 12:02AM
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St. Georgen: Händler befürchten Ladensterben - St. Georgen - Schwarzwälder Bote
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